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soseibanner_kl.jpgArtikel erschien auf sonnenseite.com, Januar 2008

Zu einem Portraitbuch über Al Gore. Von Rupert Neudeck.

Der katholische Verlag im Süden Deutschlands hat manchmal eine Konjunktur-Spürnase, die man früher nur Rowohlt zugetraut hätte: Er übernimmt manchmal die Rolle, die Rowohlt mit seiner berühmten rororo-Taschenbuchreihe in der 68-er Zeit innegehabt hatte.

Stefan Kornlius – der langjährige US-Korrespondent der Süddeutschen Zeitung – hat für den US-Politiker eine informative und kritische Biographie des Umweltexperten Al Gore herausgebracht.

Der Autor hält sich nicht lange in der Kindheit und Herkunft des ex-Vizepräsidenten von Bill Clinton auf, sondern beschreibt die Jahre, in denen er zum Vizepräsident des heute überdurchschnittlich gelobten Bill Clinton wurde. Damals schon war er auf dem Ticket des modernen Grünen oder Umweltschützers ins Weiße Haus gekommen. Al Gore konnte aber vieles von dem, was auf seinem heimlichen Ticket stand, nicht umsetzen. Immerhin war er noch kurz vor der Wende zu George W. Bush hilfreich bei der Abwicklung des Kyoto Protokolls, das der Nachfolger Bush dann willkürlich und mit berserkerhafter Lust geradezu zerriss.

Die Demokratische Partei wählte ihn zum Präsidentschaftskandidaten und zeit unseres Lebens wird die Verdachtsvermutung nicht verstummen, dass der unsägliche dann doch gewählte George W. Bush an die Macht kam mit einer raffinierten Mischung von zweifelhaften Beziehungen, falschen Wahllochkarten und der Unfähigkeit seines Rivalen zu kämpfen. Al Gore setzte sich nach verlorener Wahl 6 Wochen nach Europa ab und begann ein anderes Leben.

Am 24. Mai 2006 kam sein Film heraus „Eine unbequeme Wahrheit“, die möglicherweise mal dazu führen wird, dass Al Gore die Leitung des UNO Klimaschutzes übernimmt. Alles ist gestimmt auf einen Wandel im Bewusstsein der weltweit größten und ungeniertesten Umweltsünder der Welt, der Amerikaner. Der Durchschnittsamerikaner produziert ein Drittel mehr Müll als der Durchschnittseuropäer – die 3 Milliarden Armen in der Welt wissen noch gar nichts von diesem Produktionszweig der industrialisierten westlichen Welt.

Die USA verzeichnen den höchsten CO2 Ausstoß pro Einwohner weltweit: 20 Tonnen pro Jahr. Doppelt so viel wie ein Durchschnittsdeutscher. Kornelius darauf: „Wer in den USA Klimapolitik betreiben will, der muss erst einmal einen Klimawechsel in den Köpfen herbeiführen, der müsse nicht weniger leisten, als den Blick der Menschen auf ihr Land zu verändern.“

Die Wissenschaftler werden sich immer noch gegenseitig die Fehler in den kleingedruckten Anmerkungen vorhalten, so haben Beckmesser auch neun Fehler in dem Film und dazugehörigen Buch festgestellt, vielleicht auch als Neidattacke, denn der Film wurde an alle britischen Sekundarschulen verteilt.

Ich habe mich gefragt, ob man immer erst aus der Politik aussteigen muss, um solche Botschaften an die Menschheit und für uns Menschen glaubwürdig zu vertreten? Al Gore ist ausgestiegen aus der Politik. Er war danach auch frei, Witze über den Ausstieg zu machen: „Hallo, mein Name ist Al Gore, ich war einmal der nächste Präsident der Vereinigten Staaten“. Er habe sich – so berichtet Kornelius eine schöne Formulierung – von der Politik „entliebt“.

Muss das sein? Ich dachte bei der Lektüre weniger an den deutschen Umweltminister als an die graue Eminenz der Umweltstrategen in Deutschland, Hermann Scheer, MdB, Bundestag, SPD-Fraktion, der mit großer Beständigkeit wahrscheinlich mehr geleistet hat als die Umweltminister zusammen.

Al Gore bekam den Friedensnobelpries, Hermann Scheer den alternativen Nobelpreis. Die Angela Merkel macht aber nicht ihn, sondern Gabriel zum Umweltminister.

Aber Scheer und die immer größer werdende Gemeinde von Bürgern, die nicht mehr gegen sondern mit der Schöpfung leben wollen, machen uns zum Anfang 2008 deutlich: Politik wird demnächst nicht mehr nur in den gewählten, gut klimatisierten Ebenen gemacht. Dort setzen Politiker viel zu viel darauf, wiedergewählt zu werden und gut im Spiegel oder dem „heute journal“ auszusehen.

Politik wird 2008ff mehr und mehr in Bürgerversammlungen und Bürgerinitiativen gemacht werden. Und dabei sind Al Gore und Hermann Scheer unsere wirklichen Vertreter und Volkspräsidenten.

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