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Iniative for an International Renewable Energy Agency

 










Der energethische Imperativ, Verlag Antje Kunstmann, 2010.

Energieautonomie
Energieautonomie. Eine neue Politik für Erneuerbare Energien. Verlag Antje Kunstmann, 2005.
Energy Autonomy.
The Economic, Social and Technological Case for Renewable Energy. Earthscan/James & James, Dezember 2006.

Interview erschienen in Waiblinger Kreiszeitung, Sonntag aktuell, 14. Januar 2007

Wer liefert die Energie von morgen? Erlebt die Kernkraft ein Comeback? Fragen an den Wissenschaftler, "Solarpapst" und SPD-Politiker Hermann Scheer. Herr Scheer, alle Welt redet von der Klimaerwärmung und davon, dass Öl und Gas knapp werden. Die EU will gar die Stromkonzerne verschlagen. Als nach wie vor treibende Kraft der Energiewende müsste Ihnen doch das Herz höher schlagen?

Wir wollen mal nicht übertreiben. Die EU-Kommission hatte Jahrzehntelang eine extreme Schlagseite zu Gunsten der Atomindustrie. Das jüngste Plädoyer für die angebliche Unverzichtbarkeit der Kernenergie kommt deshalb nicht überraschend und ist abzulehnen. Ich befürworte aber uneingeschränkt, dass die Kommission Stromproduzenten und Netzbetreiber trennen will. Dieses Doppelmonopol hat alle Bemühungen für eine Liberalisierung des Strommarkts zur Farce gemacht.

Nicht nur in Deutschland diskutiert man über längere Laufzeiten. Bahnt sich da eine Renaissance der Kernkraft an?

Davon kann nicht die Rede sein. Wir haben weltweit 440 Atomkraftwerke, 250 davon werden in den nächsten 15 Jahren vom Netz gehen. Aber nur 25 heue Kraftwerke sind geplant. Das alleine widerlegt doch das Gerede von einer Atomrenaissance.

Aber woher soll der Strom denn kommen?

Das Potenzial erneuerbarer Energien reicht aus, den Atomstrom und die fossile Energie zu ersetzen. Und wenn Sie die Systemkosten der alten Energieformen mit einbeziehen...

...also beispielsweise die Preise für Öl, Kohle oder Uran...

...dann ist die erneuerbare Energie auch viel billiger. Denn die Primärenergie, also Wind und Sohne, ist kostenlos. Es ist unseriös, nur die Investitionskosten für die technischen Anlagen zu vergleichen.

Aber wir müssten halb Deutschland mit Rotoren zupflastern.

Falsch. Wir könnten zum Beispiel die Hälfte des Stromverbrauchs mit rund 30 000 Rotoren der Fünf-Megawatt-Klasse erzeugen. Das wäre nur ein Mast auf zwölf Quadratkilometer. Wer meint, das sei untragbar, hat die falschen Maßstäbe.

Aber schön sähe es trotzdem nicht aus.

Schauen Sie, eine Energieversorgung mit erneuerbaren Energien wäre dezentral. Das heißt, statt weniger großer hätten wir viele kleine Anlagen. Deshalb könnte man auch auf viele Überlandleitungen im Hochspannungsnetz verzichten. Die 250 000 Hochspannungsmasten verschandeln das Landschaftsbild mehr als alles andere.

Sehen Sie denn angesichts der Debatten ein Umdenken in Politik und Gesellschaft?

Ein Umdenken ist da, aber es hinkt wie immer hinter den tatsächlichen Erfordernissen her. Die Politik sieht vermeintlich objektive Hindernisse für eine Energiewende, die es in Wirklichkeit nicht gibt. Man bräuchte deutlich mehr Mut.

Welche Folgen hätte ein Umsteuern für Wirtschaft und Gesellschaft?

Die bestehenden Energiekonzerne wären die Verlierer der Energiewende. Sie sind komplettauf herkömmliche Energien zugeschnitten. Für die Produktion modernster Technik zur Gewinnung erneuerbarer Energien sind sie nicht gerüstet. Das müssen Hightechindustrien übernehmen. Es wäre ein Armutszeugnis in einem hoch entwickelten Technologieland wie Deutschland, wenn wir das nicht hinbekämen.

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