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(c) photocase.comArtikel erschienen in Frankfurter Allgemeine Zeitung, 31. August 2001

Die Idee der ökologischen Nachhaltigkeit ist die Idee des Sports 

Mit der „Olympiade“ sind im klassischen Sprachgebrauch eigentlich nicht die Olympischen Spiele gemeint, sondern der vierjährige Zeitraum zwischen diesen Spielen. Diese waren ursprünglich – übrigens nicht nur im Altertum, sondern zunächst auch in der Neuzeit bis zu denen in Los Angeles 1932 – als friedlicher kultureller und körperlicher Wettbewerb gedacht. Die Olympiaden sind Perioden einer ewigen Zeitrechnung, in denen sich jeweils die Athleten und Ästheten auf die nächsten Spiele vorbereiteten.

Eine ewige Perspektive ist nicht möglich ohne ökologische „Nachhaltigkeit“ – dem seit der Weltkonferenz von Rio de Janeiro gängigen Wort für die Erhaltung der natürlichen Lebensgrundlagen. Die olympische Idee des Sports und die der Ökologie haben vielfache Gemeinsamkeiten. Der individuelle Sinn des Sports verflüchtigt sich, wenn Luftverschmutzung der körperlichen Ertüchtigung im Wege steht. Oder wenn die Kommunikation des Menschen mit den Naturelementen, die viele Sportdisziplinen charakterisiert, durch Naturgefährdung erschwert wird.

Die sportliche Aktivität selbst ist eine Auseinandersetzung mit der Natur des eigenen Körpers und das sinnliche Erfahren seiner Grenzen. Eigen- und Mitverantwortung, ohne die ökologische Lebensgestaltungen nicht denkbar sind, sind tragende Kulturelemente des Sports. Sie sind Voraussetzung für die Entfaltung individueller sportlicher Leistungen wie für die Existenz der Vereine, die den selbstorganisierten Rahmen dafür bilden – und mit freiwilligem Engagement Sportstätten bauten und unterhalten.

Deshalb geht es jetzt auch um die aktive Rolle des Sports in den Klimaolympiaden der Zukunft. Die Weltklimakonferenzen sind keine singulären Veranstaltungen mehr: der letzten Konferenz in Bonn, die erstmals eine - allerdings noch keineswegs durchgreifende - weltweite Verpflichtung zum aktiven Klimaschutz brachte, werden immer weitere folgen. Auf diesen wird wechselseitig bilanziert, was für die Klimaverträglichkeit getan wurde. Alle sind auf Dauer gefordert, zwischenzeitlich ihre ökologischen Leistungen zu verbessern.
Die Vereine und Verbände des Sports können hierzu Entscheidendes beitragen, vor allem mit ihren Sportstätten. Vorbilder gibt es schon: ob die mit Solaranlagen ausgestatteten Sportanlagen der Olympischen Spiele in Sydney oder die auf dem Stadiondach des Fußballbundesligisten Freiburger SC, das von einer Solarstromanlage gekrönt wird. Der deutsche Wasserballmeister Spandau 04 plant, sein Trainingsbad mit Solarwärmekollektoren und mit einer Wärmedämmfolie über dem Schwimmbassin auszustatten, um Heizkosten zu sparen. Das Warmduschen in Sporthallen mit von der Sonne gewärmtem Wasser ist längst nicht mehr ein Problem zusätzlicher Kosten, erfordert nur eine weitere Initiative. Im Salzburger Land gibt es bereits einen Skilift, für den der Strom nicht mehr mit einem lauten und emittierenden Dieselgenerator, sondern mit einer lautlosen und emissionsfreien Photovoltaikanlage produziert wird.

Der Hilfsmotor in Segelboten, der fast ausnahmslos mit wasserverseuchendem und stinkendem Dieselöl betrieben wird, kann mühelos durch einen mit Sonnenstrom betriebenen Elektromotor ersetzt werden. Sogar der Motorsport kann zur treibenden ökologischen Kraft werden, wenn er sich die Regel gibt, dass nur noch emissionsfreie Kraftstoffe aus Pflanzen – zum Beispiel Bio-Ethanol – eingesetzt werden dürfen: dies wäre ein psychologischer Durchbruch für die Industrie und für Auto- oder Motorradfahrer.

Sportrasen können heute gemäht werden von Rasenmähern, die den dafür benötigten ihren Strom auf ihrer Haube mit einem integrierten Photovoltaikmodul selbst produzieren und völlig autonom arbeiten. Neben dem unmittelbaren Beitrag zur Luftreinhaltung und zum Klimaschutz wird damit der Bereich für eine ökologische Zukunft motiviert, der mehr aktive Menschen – vor allem Jugendliche – erfasst als jeder andere. Der Sympathieträger Sport kann zum Sympathieträger Ökologie werden – im eigenen und allgemeinen Interesse.

Die olympische Idee als ökologisch verstehen: das ist beste Tradition und Zukunft zugleich.